Der Anfang
Die evangelische jungenschaft Tyrker besteht derzeit aus ca. 30 aktiven Mitgliedern, die in den Kirchengemeinde Marschacht beheimatet ist. Die Tyrkergruppen sind der jeweiligen Kirchengemeinde angegliedert. Es gibt gemischte Kindergruppen mit 8- bis 10-Jährigen (Meute) und Jugendgruppen (Horte). Die Gründung der Winsener Gruppen als Jungenschaft Winsen durch Klaas Kool erfolgte in den 60er Jahren. 1976 schloß man sich mit anderen evangelischen Jungenschaften in der Elbmarsch zur evangelischen jungenschaft Tyrker zusammen.
Der Name
Mit dem Zusammenschluss der evangelischen Jungenschaften Winsen, Marschacht, Drennhausen, Tespe, Ramelsloh 1976 gab sich der Jugendbund einen neuen Namen: evangelische jungenschaft Tyrker. Der Name Tyrker hat zweierlei Bedeutung: Tyrker war mit auf dem Schiff von Leif Erikson, als dieser Amerika entdeckte. Er war der einzige Deutsche in der Crew und soll eine sehr enge Beziehung zu dem berühmten Grönländer gehabt haben. Der Entdecker- und Abenteuergeist Tyrkers und die besondere und enge Freundschaft, die zwischen Leif und ihm entstand, steht ein bisschen für das, wovon Jugendliche träumen und was auch die Tyrker-Horten ausmachen soll. Des Weiteren hat Eberhard Koebel, genannt tusk, der Gründer des Jugendbundes deutsche jungenschaft vom 1.11. (dj 1.11), einer seiner Zeitschriften den Titel „Tyrker“ gegeben (aus ähnlichem Grund). Die dj 1.11 und tusk waren in der Gründungsphase der Tyrker in Vielem deren Vorbild. So erfand tusk die schwarzen Zelte (Kohten) und die blauen Jungenschaftsjacken (Juja), die heute noch in den meisten Jungenschaftsbünden – und auch bei den Tyrkern – benutzt werden.
Die Organisation
In den Horten sind die Geschlechter getrennt. Sie bestehen jeweils aus etwa acht gleichaltrigen Mitgliedern und einem Gruppenleiter, der etwa drei Jahre Älter ist. Jede Horte trifft sich einmal die Woche zur Gruppenstunde. Die Inhalte dort sind ähnlich der reiner Pfadfinderarbeit: Singen, Lieder lernen, Spielen, Basteln, Klönen, Lesen, Tee trinken. Durch den geringen Altersunterschied zwischen Leiter und Mitgliedern besteht eine besondere Beziehung der Hortenmitglieder zueinander – ein bisschen wie eine Bande. Höhepunkt des Hortenlebens sind die Fahrten und Zeltlager an Wochenenden und in den Ferien. Jüngere bleiben meist im Inland, ältere Horten fahren regelmäßig auch ins Ausland. Regelmäßiger Bestandteil des Hortenlebens sind auch die Helfer-Einsätze auf den Deutschen evangelischen Kirchentagen und das Bauen und Renovieren auf dem Jugendhof in Lüdersburg. Horten bleiben solange zusammen, bis sie von allein auseinandergehen. Das passiert meist bei den 16- bis 18-Jährigen. Sie werden aufgefangen in der Jungmannschaft, ein loser Kreis aller jungen Erwachsenen bis etwa 25 Jahren. Sie organisieren gemeinsame Treffen, Theaterbesuche, Fahrten und unterstützen die Jüngeren beispielsweise bei der Erhaltung und dem Ausbau des Jugendhofes in Lüdersburg. Die komplette Arbeit bei den Tyrkern ist ehrenamtlich. Gruppenleiter, Stammesführer sowie der Bundesführer bekommen kein Geld – weder Kilometergeld, noch Sitzungsgeld, noch irgendwelche Stundenlöhne für geleistete Jugendarbeit. Finanziert wird die Arbeit durch Mitgliederbeiträge, die die Stämme jeweils selbst verwalten und durch Spenden meist erwachsener Tyrker oder Eltern. Die Gruppenräume werden von den Kirchengemeinden unterhalten.
Das Bundeszentrum
1981 hat der Bund ein altes Fachwerkhaus nebst Scheune in Lüdersburg bei Lüneburg gekauft und in dreijähriger Bauzeit – hauptsächlich von den Jugendlichen unter Mithilfe vieler erwachsener Tyrker – renoviert. 1984 wurde das Bundeszentrum feierlich eingeweiht. Seitdem ist es Begegnungsstätte für Tyrker und Gruppen anderer Pfadfinder- und Jungenschaftsgruppen aus ganz Deutschland. 1990 begann eine zweite Bau- und Renovierungsphase. Ein benachbartes reetgedecktes Bauernhaus wurde gekauft und renoviert, dazu eine Fachwerkscheune aus Gehrum bei Boizenburg geborgen und in Lüdersburg wieder aufgebaut. Diese Bauphase dauerte fünf Jahre und wurde 1996 abgeschlossen. In der Scheune wollen einige Horten behutsam eine artgerechte Tierhaltung mit alten Haustierrassen aufbauen. Das Fachwerkhaus wird als Jugendbildungsstätte und Tagungshaus kommerziell von älteren Tyrkern betrieben. 1997 wurde in Nostorf bei Boizenburg eine kleine, alte Fachwerkschmiede geborgen und von der nächsten Tyrker-Generation auf dem Gelände in Lüdersburg wieder aufgebaut. Diese Bauphase wurde 1999 abgeschlossen. Seitdem können Tyrkergruppen und Pfadfinder-Gäste dort auch schmieden. Seit 1993 organisieren die Tyrker auf ihrem großen Gelände in Lüdersburg Jugendbildungs-Veranstaltungen und dem Namen „Bündische Akademie“. Kernstück ist eine jährliche Tagung über Himmelfahrt, zu der Gruppenleiter und aktive Ältere aus Pfadfindergruppen und Jugendbünden aus ganz Deutschland eingeladen sind. Rund 300 Teilnehmer sind bei den Haupttagungen dabei. Namhafte Gäste konnten die Tyrker schon nach Lüdersburg holen: die Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer, den Zeitkritiker und Autor Jürgen Dahl, den Bischof von Berlin-Brandenburg, Wolfgang Huber, auch Pastor Jürgen Fliege und Abenteurer Rüdiger Nehberg waren schon da. Auch diese Veranstaltungen werden rein ehrenamtlich organisiert und von den Teilnehmern finanziert.
Der Weg
Die Arbeit der evangelischen jungenschaft Tyrker vollzieht sich seit Jahrzehnten erfolgreich im Stillen. Das päddagogische Konzept „Jugend führt Jugend“ hat sich dabei hervorragend bewährt, ohne dass es groß die Seiten der Zeitungen füllen würde. Denn Jugendliche können – und müssen – nicht eine effektive Pressearbeit betreiben. Sie müssen sich ausprobieren, in der Gruppe ihre Grenzen ertesten, das Gefühl bekommen, in dieser Gesellschaft zu etwas nütze zu sein und etwas schaffen zu können: sei es bei einem selbstorganisierten Fußballturnier, in trauter Runde am Lagerfeuer, der Gruppenstunde oder beim Bauwochenende in Lüdersburg. Dies alles und noch viel mehr können sie in der evangelischen Jungenschaft Tyrker tun.